mit Acrylgemälden von Doris Ranftl, Regensburg
ENTSCHEIDUNGEN sowie KIRSCHBLÜTEN-NEUBEGINN
Vernissage am Samstag, 17. Februar 2018 um 19.15 Uhr in Anwesenheit der Künstlerin mit Orgelimprovisation von Thomas Engler und Florian Schuster. Moderation: Prof. Dr. Heiner Menninger.
An den darauf folgenden Fastensonntagen, jeweils um 12 Uhr, Führungen durch die Ausstellung.
Die beiden ausgestellten Bilderzyklen gehören zu einer absolut neuen Kategorie der Kunstmalerei, weil sie sich gleichermaßen künstlerisch sowie psychologisch mit seelischen Beweggründen befassen, die bis in das religiöse Leben hineinreichen können. Bereits Papst Paul VI. zeigte eine außerordentliche Offenheit für die zeitgenössische Kultur, vor allem für die Bildende Kunst. Wenn deshalb die Werke von Doris Ranftl in unserer Pfarrkirche ausgestellt werden, dann leisten wir einen Beitrag zur Erneuerung der Kirche und zu der von allen Päpsten unserer Zeit angestrebten Neuevangelisation unserer Lebenswelt. Die Besucher der Ausstellung dürfen deshalb neugierig sein auf das, was sie jedem Einzelnen zu bieten hat.
Das 2017 fertiggestellte Projekt „ENTSCHEIDUNGEN“ im südlichen Querschiff umfasst neun Bilder jeweils in drei verschiedenen, sich dreimal wiederholenden Größen (breit, mittel, schmal). Diese können wie in einem Baukastensystem nach Belieben in unterschiedlicher Reihenfolge aufgehängt werden und ergeben dabei jeweils ein unterschiedliches Gesamtbild.
Die Bilder dienen als Sinnbild für das Leben des Menschen, in dem sich zahlreiche Entscheidungen unterschiedlichster Bedeutung aneinanderreihen. Nun haben viele Menschen immer wieder Entscheidungsprobleme (z. B. „Ach hätte ich mich doch damals anders entschieden“, oder „Was soll ich in dieser Situation jetzt tun/nicht tun?“). Dann entsteht die Notwendigkeit, Entscheidungen zu treffen.
Beim Sich-Einlassen auf die Bilder tauchen in den Farben und Formen Strukturen wie Wurzeln, Flügel, Hände, Augen, Adler, Kreuzigungen u. a. auf. Die Wurzeln stehen für unsere genetischen, erzieherischen, kulturellen Prägungen, die Hände für Handlung, die Augen für genaue Betrachtung und Beobachtung, die Kreuzigung für Sterben und Abschied. Die Flügel und Adler stehen für unsere Freiheit und die Selbstbestimmung in unserem Leben.
Bei der Kontemplation über die ausgestellten Bilder kann man je nach ihrer Hängung bzw. Reihenfolge über sich selbst nachdenken und wahrnehmen, wo und wie eigene Entscheidungen das eigene Leben beeinflusst haben, ob Entscheidungen richtig getroffen wurden oder einer Umorientierung bedürfen. Dies passt bestens zu dem Grundgedanken der Fastenzeit, der bereits im Evangelium des Ersten Fastensonntags mit dem Jesuswort zum Ausdruck kommt: „Kehrt um und glaubt an das Evangelium“ (Mk 1,15).
Das Projekt „KIRSCHBLÜTEN-NEUBEGINN“ war bereits im Frühjahr 2017 in Regensburg in den Räumlichkeiten der Bezirksregierung sowie während der Adventszeit 2017 in der sog. „Etwas anderen Ausstellung…“ zu sehen. Die Bilder werden sofort nach Beendigung unserer Ausstellung hier in der Pfarrkirche zu einer weiterem Ausstellung in das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten wandern.
Das Projekt kreist mit verschiedensten künstlerischen Ausdrucksmitteln um das Thema Entwicklung im menschlichen Leben. In der Pfarrkirche St. Wolfgang sind davon 16 Leinwandbilder und ein Magnetboard ausgestellt. Ein Film und die im Anna Café ausgestellt gewesenen Bilder „Kirschbaumstamm“ und 16 Tafelbilder, sind weitere Teilprojekte, die die Gesamtarbeit komplettieren.
Die im nördlichen Querschiff präsentierten 16 Leinwandbilder stellen Kirschblüten während diverser Reifungsstadien vom Entstehen bis zum Verblühen in unterschiedlichen Stilrichtungen dar. Damit soll gezeigt werden, dass die Vielfältigkeit der Bilder nicht erreicht werden kann, wenn wir nicht Altes loslassen und uns auf Neues einlassen können. Dabei können Bilder unterschiedlicher Reifungsstadien bzw. Stile gut miteinander gehängt werden, wobei sie sich sogar gegenseitig in ihrer Aussage unterstützen können. Die freie Leinwand mit dem Wort „Neubeginn“ steht dabei für das Neue, Kommende bzw. für die weitergehende Entwicklung. Je nach Reihenfolge der Betrachtung entstehen dabei in der Gesamtschau unterschiedliche Bilder mit unterschiedlicher Aussage. Was kommt zuerst, was zuletzt?
Übertragen auf das Seelenleben des Betrachters bedeutet die Wandelbarkeit der Gesamtbilder die Änderung der Blickwinkel, mit denen wir auf Ereignisse im Leben schauen können. Denn wir werden durch unmittelbare Dinge im Sehen, im Wahrnehmen, im Denken stark beeinflusst. Begriffe wie Entwicklung, Loslassen, Vertrauen, Neubeginn, Schönheit, Altes ehren, Verständnis, Einzigartigkeit, Neues begrüßen, Blickwinkel ändern, Harmonie, Werden und Vergehen, Freiheit u. a. spielen dabei eine treibende Kraft und sind in der Ausstellung auf einem Magnetboard zu lesen, das in der Seelsorge, in der Psychotherapie und privat im Alltag eingesetzt werden kann. Um das Ein oder Andere im Leben hervor- oder zurücktreten zu lassen, muss man dabei die Perspektive, den Blickwinkel ändern. Somit wird auch klar, dass Altes nicht zwangsläufig verschwinden muss, sondern gleichwertig neben Neuem existieren kann.
Bei der Vernissage am 17. Februar 2018 wird die unterschiedliche Reihung der großformatigen Bilder (100x95cm) eindrucksvoll mit tatkräftiger Hilfe der Ministranten präsentiert werden. Währenddessen wird eine zwei- und vierhändige Orgelimprovisation von Kirchenmusiker Thomas Engler zusammen mit Florian Schuster, Student bei Domorganist Prof. F J. Stoiber an der hiesigen Hochschule für katholische Kirchenmusik zu hören sein, so dass ein Gesamtkunstwerk bestehend aus malerischen, psychologischen und musikalischen Elementen präsentiert wird.
Regensburg, Februar 2018
Prof. Dr. Heiner Menninger (im Auftrag der Kirchenverwaltung)
Quellen:
Doris Ranftl: Entscheidungen, Malerei, Film, Magnetboard, Eigenverlag 2017
Doris Ranftl: Kirschblüten-Neubeginn, Malerei, Magnetboard, Film, Tafeln, Assemblage, Eigenverlag 2017
Heiner Menninger: Informationsgespräche mit der Künstlerin
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